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Thomas Lawall

Welch ein Glück

Früher war alles schlechter. Aber die Elektrogeräte waren einfacher zu bedienen! Der Fernseher hatte lediglich EINEN Knopf, und zwar zum Ein- und Ausschalten. Klasse! Dann gab's noch ein Rädchen zur Regelung der Lautstärke. Genial! Ansonsten war die Kiste (fast) wüst und leer, denn am Anfang gab's nur ein Programm. Die zweite Klasse kam erst später. Die Welt war also völlig in Ordnung und an so blöde Faxen wie z.B. den automatischen Sendersuchlauf oder gar eine Fernbedienung hat im Traum keiner gedacht. Wozu auch?

Haaach, was war das Leben doch so bequem und so einfach, als die ersten technischen Geräte das Leben tatsächlich noch erleichtert haben. Deren Bedienung war ebenso simpel wie sachorientiert, und zwar deshalb, weil die Gebrauchsanweisungen noch nicht erfunden waren! Wie überaus stressfrei war das noch, als man für die Steuerung noch keine "Menüs" gebraucht hat! Ich erinnere mich noch gerne an meinen ersten Videorecorder. Jede einzelne Funktion hatte ein eigenes Knöpfchen! Da gab's echt NULL Probleme!

Und heute? Der technische Fortschritt soll ja alles leichter gemacht haben, wird uns immer wieder erzählt. Das ist eine verdammte Lüge, denn die scheißndreck Probleme die ich heute mit Schnurlostelefon, Autoradio, Satellitennavigation, Handy, Farbdrucker, Scanner, Saftpresse, 5.1-Anlage oder gar Computer habe, hatte ich früher eigentlich nicht! Hallo? Allein um die gigantischen Gebrauchsanweisungen der Handys unserer Kinder zu studieren, müsste ich mir vier Wochen Urlaub auf den Fidschiinseln nehmen. Oder mein neuer Verstärker von "JAHAMMA", den ich inzwischen meinem Therapeuten verkauft habe. Das Teil hatte nur drei Knöpfe und zwei Rädchen. Wunderbar, dachte ich noch. Endlich mal ein Gerät, dessen Funktionsumfang auf das Wesentliche reduziert wurde. Von wegen. Die drei Knöpfe hatten jeweils 267 Funktionen, und die Gebrauchsanweisung 350 Seiten! Was ist da los?

Macht uns nicht der Alltag, sondern der Fortschritt kaputt? Oder gar beide? Haben wir im Leben eigentlich noch die Zeit zum "Leben"? Täglich erleben wir ein Kaleidoskop von Sinneseindrücken wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Erschlägt uns diese (selbstgebastelte) Vielfalt demnächst? Wird uns konzentrierte Intelligenz demnächst zermalmen?

Klaus Eppele weiß nicht von Patentrezepten zu berichten. Aber er ist ein sehr scharfsinniger Beobacher und Gedanken-Leser. Er kennt die Lösung unserer großen Probleme nicht, aber er weiß (u.a.) alles über Drucker und die Kabel, die so an ihm hängen, über Reichtum und Geld, über gestresste Rentner und endzeitgestimmte 38er, über die Schloßallee und die Badstraße, über Haie in der Society, über Video im Text, über asynchrone Kommunikation, über die fehlende Würze in der Kürze, über Reiche, die nie zufrieden sein werden, über die virtuelle Realität, über die Sondersteuer für Blöde und wie sich eine Acht in die Unendlichkeit verabschiedet...!

Zu den für mich faszinierndsten Studien Eppeles gehören seine Betrachtungen über einen fallenden Heiligenschein... äh "heiligen Schein" und der Sinnlosigkeit, Spuren zu hinterlassen... denn "Tod ist Tod"...! Weitere Höhepunkte, nicht nur literarischer Art, liefern seine Betrachtungen bezüglich des Zusammenhangs zwischen "Para gliding" und "Couch sitting" sowie eine Abhandlung über die Metamorphose vom "Binde-Strich" zum "Trenn-Strich"!

Klaus Eppele vermag mit "Welch ein Glück" dem täglichen Wahnsinn Paroli zu bieten. Recht so, das war längst fällig! Er hinterfragt die Automatismen unserer Gesellschaft, stellt sie in Frage oder führt sie schlicht ad absurbum. Er hält uns allen und letztlich sich selbst einen Spiegel vor die Nase, wie einst ein gewisser Till...

Fazit: Das Büchlein ist schnell gelesen, aber vergessen wird man es nie! Es wird vielmehr zum ständigen Begleiter. Vergnüglich, scharfsinnig, frech und einfach wahr!!

Thomas Lawall - Februar 2006

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